Über uns

Unsere Identität: Wer wir sind

Unsere diakonische Einrichtung liegt mitten in der Natur. Umgeben von Wald und Wiesen bietet der dörflich-familiäre Charakter ein ideales Umfeld, um Hilfe und Gemeinschaft sowie Ruhe und Geborgenheit zu erleben. Als Alternative zu einem Leben in unserer schnelllebigen und leistungsorientierten Gesellschaft stellen wir einen Experimentierraum für Menschen zur Verfügung, die einen Neuanfang suchen. Dabei ist es uns wichtig, die Originalität und Kreativität jedes Einzelnen als Ebenbild Gottes auf der Basis christlicher Nächstenliebe zu schützen und zu fördern. Richtungsgebendes Handlungskriterium und Motivation ist dabei die Erfahrung der Liebe und Barmherzigkeit Gottes. Sie lehrt uns Achtung voreinander und Liebe zueinander, ermöglicht uns gegenseitige Annahme, gibt uns Geduld zur wechselseitigen Begleitung, lässt uns aufatmen und behütet uns.

Unser Alltag ist davon geprägt, dass wir

  • Zeit füreinander haben,

  • miteinander planen und arbeiten, feiern und lachen,

  • in Konflikten versöhnlich miteinander umgehen,

  • einander tragen, in dem wir uns in Krisen auffangen,

  • mit- und füreinander beten,

  • Raum zur Entfaltung ermöglichen,

  • pragmatisch-unkonventionelle Wege bei der Zukunftsgestaltung beschreiten und

  • gastfreundlich sind.

Unser Auftrag: Wozu wir da sind

Als diakonische Einrichtung mit erkennbar evangelischem Profil sehen wir unsere Aufgabe darin, Gottes Liebe in Wort und Tat weiterzugeben. In der Kommunikation des Evangeliums laden wir zum Glauben ein und bieten Anstöße für eine sinnvolle Lebensgestaltung. Wir möchten im Rahmen unserer Gemeinschaft eine Oase der Nächstenliebe sein, in der die Würde der uns anvertrauten Menschen geachtet, ihr Lebensmut gestärkt und ihre Ressourcen gefördert werden. Die uns anvertrauten Menschen können auf dem Wilhelmshof ihre Begabungen entdecken und trainieren. Die Förderung ihrer Eigenständigkeit liegt uns am Herzen.

Als Salz der Erde und Licht der Welt bauen wir ihnen Brücken zur Teilhabe (Partizipation) an gesellschaftlichen Angeboten im Sinne ihrer Wiedereingliederung (Inklusion). Lebensfreude neu zu wecken, Vielfalt  gemeinsam zu entdecken, Andersartigkeit geduldig als Geschenk anzusehen und in der Gesellschaft sozialanwaltschaftlich für die Belange von behinderten Menschen einzutreten – das sind die Kernanliegen unseres diakonischen Auftrags.

Unsere Zielgruppen: Wem wir dienen

Unser Dienst am Nächsten umfasst im Wesentlichen zwei Personen-Kreise: So halten wir zum einen 60 Plätze für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung vor, die entweder im Kreis ihrer Angehörigen zu Hause nicht mehr betreut und gepflegt werden können oder die nicht mehr in der Lage sind, in einer Werkstatt für behinderte Menschen zu arbeiten. In begrenzter Anzahl halten wir in diesem Bereich auch Plätze für geistig behinderte Menschen vor, die pflegebedürftig sind. Hier bieten wir ein neues Zuhause an.

Ein zweiter Personenkreis, den wir im Rahmen der sog. „Kurhaus-Arbeit“ (24 Plätze) aufnehmen, sind Menschen mit seelischer Behinderung infolge Sucht. Die vielfältigen Krisen unserer Zeit (Beziehungs-Krisen, Sinnkrisen, Lebenskrisen, Arbeitsplatzkrisen usw.) bringen es mit sich, dass von Zeit zu Zeit die Suche nach neuer Orientierung notwendig wird.

Unser Angebot richtet sich an Menschen, die vor und/oder nach dem Konsum von Alkohol verstärkt Nöte und Leid erleben und die spüren, dass sie Lebenshilfe und Veränderung benötigen. Die Dauer des Aufenthaltes kann sich zwischen zwei bis drei Wochen im Sinne einer kurzfristigen Krisenintervention bis hin zu mehreren Jahren im Sinne der Bereitstellung eines längerfristigen Zuhauses bewegen.

Für beide Personenkreise möchten wir auf dem Wilhelmshof einen Ort zum Leben anbieten – wie es unser Slogan zum Ausdruck bringt.

Über diese beiden Zielgruppen hinaus bieten wir im Rahmen unserer Gästehausarbeit (ca. 22 Plätze) an, dass Gruppen aus Kirche und Gemeinde sowie aus der Suchtselbsthilfe zu Rüst- und Freizeiten zu uns kommen und dass ehemalige Bewohner Gemeinschaft erleben und Kraft tanken.

Für Gruppen besteht sowohl die Möglichkeit, Freizeiten mit eigenem Programm durchzuführen als auch Verantwortliche des Wilhelmshofes um Unterstützung bei der Gestaltung zu bitten (Vorträge und Bibel-

arbeiten, Besichtigung der Töpferei, Organisation von Kutschfahrten, Grillabenden, Ausflügen u. a. m.). Auch Einzelgäste und Angehörige von Bewohnern sind uns herzlich willkommen.

Unser differenzierter Förderansatz: Wie wir mit Menschen arbeiten

Wohnheim für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung

Im Wohnheim für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung als Einrichtung der Eingliederungshilfe nach SGB XII ist es unsere Aufgabe, unseren Bewohnern die Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft (Inklusion) und eine angemessene Tätigkeit zu ermöglichen.

Soweit wie möglich sollen unsere Bewohner von Pflege unabhängig

gemacht werden. Setzt eine Pflegebedürftigkeit ein, leisten wir Grundpflege und organisieren die erforderliche Behandlungspflege.

Die Förderung des subjektiven Wohlbefindens liegt uns besonders am Herzen. Dies möchten wir durch die Wahrung der Balance zwischen einer Entdeckungsreise zu den persönlichen Neigungen und Talenten einerseits und der Schaffung eines familienähnlichen Lebensumfeldes andererseits erreichen. Persönliche Wünsche und Bedürfnisse werden im Rahmen der Hilfeplanung bei der Konkretisierung von Leit-, Rahmen- und Handlungszielen berücksichtigt.

Mit Methoden der unterstützten Kommunikation möchten wir die Mitteilungsmöglichkeiten der Einzelnen fördern, ihr Selbstbewusstsein stärken, Kontakte zum sozialen Umfeld (Angehörige, Betreuer, Lebenspartner u. a. m.) ausbauen und so zu vermehrter Teilhabe am gesellschaftlichen, religiösen und kulturellen Leben befähigen (Partizipation durch Empowerment). Uns liegen die Entwicklung und der Erhalt von Selbstständigkeit und Selbstbestimmung, der Aufbau sozialer Kompetenz, die Festigung der lebenspraktischen Fähigkeiten und eine Erweiterung der persönlichen Handlungskompetenzen am Herzen.

Diese Anliegen möchten wir – unter Achtung der Persönlichkeitsrechte – durch einen wohlwollenden und wertschätzenden Umgang mit den uns anvertrauten Menschen erreichen.

Neben den strukturgebenden Arbeits- und Beschäftigungsangeboten (Küche, Hauswirtschaft , Außen- Arbeitsgruppe, Montage- und Fördergruppen), die für den einzelnen sinnstiftenden Charakter haben können, möchten wir auf der Basis einer pädagogisch orientierten Entwicklungsförderung auch den persönlichen Besonderheiten des Einzelnen Raum geben. Weitere Angebote sind eine wohngruppenübergreifende Freizeitgestaltung, das gemeinsame Vorbereiten und Feiern von Festen sowie Ausflüge und Gemeinschaftsreisen.

Suchthilfe „Kurhaus Wilhelmshof“

Der Förderansatz in der Kurhausarbeit gliedert sich in drei Phasen:

Im ersten Zeitraum des Aufenthaltes auf dem Wilhelmshof ist es uns wichtig, durch Anteilnahme und Empathie, durch Trost und Zuwendung eine stabile und belastbare Beziehung zwischen Bewohnern und Mitarbeitern herzustellen. In dieser Zeit des Beziehungsaufbaus wollen wir durch Verständnis und Mitgefühl als Ausdruck von Barmherzigkeit die Individualität der Lebensgeschichte jedes einzelnen achten und ihm durch Interesse und geschenkte Zeit einen Ort der Geborgenheit ermöglichen sowie Brücken in die Gemeinschaft erschließen. Durch praktizierte Nächstenliebe, z.B. in Form von Zuspruch und Aufbau von Motivation möchten wir sowohl die Einsicht in die notwendige Suchtmittelabstinenz als auch den Lebensmut und die Selbstverantwortung für den eigenen Genesungsprozess wecken und stärken.

In der zweiten Phase des Aufenthaltes legen wir besonderen Wert auf das gemeinsame Entdecken von Ressourcen und auf das Trainieren von Beziehungs- und Konfliktfähigkeit. Unter Mitwirkung des Bewohners, unter Achtung seiner Gaben und Grenzen werden gemeinsam mit einer Bezugsbetreuung zunächst kurz- und mittelfristige Ziele entwickelt, die realistisch sind. Die Anleitung in den verschiedenen Bereichen der Tagesförderung (z.B. Töpferei, Garten, Kantine, Landwirtschaft)

ereignet sich in der Weise, dass die einzelnen einen Experimentierraum zur Steigerung ihrer Belastbarkeit erhalten und dabei durch Lob und Anerkennung, aber auch durch herausfordernde Rückmeldungen Stärken und Wachstumsbereiche für ihre ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung entdecken. In diesen Förderabschnitt fällt auch die seelsorglich-therapeutische Begleitung mit einer Thematisierung der Lebensabschnitte, in denen z.B. Verlusterfahrungen zu Enttäuschungen und daraus resultierend zu Abhängigkeitsverhalten geführt haben.

Die dritte Phase der Förderung ist gekennzeichnet durch die Auseinandersetzung mit der Frage, ob die Einzelnen einen längerfristigen Aufenthalt in der Einrichtung benötigen oder ob ein (Wieder-) Einstieg in die Eigenständigkeit möglich ist. Unter Mitwirkung des Bewohners werden entsprechend der Leitziele zukunftsorientierte Schritte geplant, die sich sowohl auf eine geeignete Wohnform als auch auf Optionen für das Absolvieren einer Ausbildung oder der Aufnahme einer beruflichen Tätigkeit beziehen. Dabei bieten wir im Rahmen des begleitenden Dienstes zum einen Unterstützung für die formalen und rechtlichen Aspekte an, zum anderen liegt uns auch die praktische Unterstützung beim Aufbau sozialer Kontakte (z.B. mit Suchtselbsthilfegruppen) und bei der konkreten Organisation und Durchführung des Umzugs am Herzen.

Wirtschaftsbereich

Die Landwirtschaft des Wilhelmshofes möchte dem veränderten Anspruch an die Teilhabebedingungen für Menschen mit geistigen und psychischen Behinderungen gerecht werden, der vermehrt auch die Teilhabe am Arbeitsleben als bedeutsamen Faktor für gelingende Lebensgestaltung in den Fokus des Interesses rückt. Sie bietet darum 10 variable Plätze  für Menschen aus beiden Einrichtungsbereichen mit unterschiedlichen Förderschwerpunkten an, die bedarfsgerechte Teilhabe ermöglichen.

Je nach Zielgruppe und individuellen Ressourcen ergeben sich unterschiedliche Förderziele:

Für Menschen mit Suchterkrankung ist die Rehabilitation Ziel der Arbeitsförderung. Das Erlernen von Grundarbeitsfähigkeiten wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Teamarbeit und Belastbarkeit steht im Vordergrund. Bei Menschen mit geistiger Behinderung stehen die Aktivierung von Ressourcen sowie die persönliche Weiterentwicklung durch Vermittlung von Kompetenzen im Fokus. Beiden Zielgruppen gemeinsam ist die Hilfestellung zu einer ausgeglichenen Lebensgestaltung und die Steigerung des Aktivitätsniveaus.

Zum Erreichen der Förderziele werden folgende Methoden eingesetzt:

  • Vermittlung von Kompetenzen: auf mündliche Weise, durch das Zeigen von Symbolen und durch das Zeigen einer Handlung;

  • System des Bezugsanleiters: nach anfänglich gemeinsamem Arbeiten werden im weiteren Verlauf verschiedene Arbeitsschritte vermehrt selbstständig ausgeführt;

  • strukturieren der Arbeitsabläufe: kleinschrittig je nach Verständnisvermögen des Bewohners, wiederholen von Arbeitsschritten zur Steigerung des Verantwortungsgefühls.

Die Mitarbeitenden des Landwirtschaftsbereichs tauschen sich in regelmäßigen Abständen mit den pädagogischen Leitungen der beiden Einrichtungsbereiche über die Entwicklung der Bewohner, den Erfahrungen in den Förderbereichen und die Zielanpassung aus.