Geschichte

Geschichte

Der „Trinkerheilstättenverein für die Provinz Sachsen und das Herzogthum Anhalt“ eröffnete am 14. Mai 1909 das „Kurhaus Wilhelmshof“ – eine „Heilstätte für Trinker“. Während des 1. Weltkrieges war hier ein Lazarett und Sanatorium für Offiziere. Danach wurde der Wilhelmshof wieder eine Heilstätte für alkoholkranke Menschen.

Im „Dritten Reich“ waren  hier im Rahmen des „Arbeitsdienstes“ junge Männer untergebracht. Zum Kriegsende fanden dann Umsiedler Aufnahme, die ihre Angehörigen verloren hatten und allein nicht lebensfähig waren.

In den Jahren zwischen 1950 und 1958 hat der damalige Leiter (Diakon Haupt) neben der Arbeit mit den geistig behinderten Menschen noch einmal eine kleine Gruppe von Suchtkranken (5-6) aufgenommen. Als die Sozialversicherung keine Kosten mehr dafür übernahm, wurde diese Arbeit wieder eingestellt.

Die Evangelische Suchtkrankenhilfe in der damaligen DDR übernahm im August 1970 den Wilhelmshof mit der Zielstellung, die Arbeit mit Suchtkranken erneut hier zu etablieren. Dem Ehepaar Fischer aus Chemnitz wurde diese Aufgabe und die Leitung des Gesamtobjektes damals übertragen.

Im Jahre 1977 konnte für diese Arbeit ein neues „Kurhaus“ eingeweiht werden. Dieses Haus wurde fast ausschließlich durch Spenden, Eigenleistungen und die tatkräftige Mithilfe ehemaliger „Kurgäste“ (Suchtkranker) erbaut. Das Haus hatte eine Kapazität von gut 30 Plätzen. Es wurde teilweise auch für Familienfreizeiten und sogenannten Besinnungswochen der Evangelischen Suchtkrankenhilfe genutzt.

In den Folgejahren wurden weitere Gebäude errichtet und bestehende Gebäude saniert. Dies geschah ebenfalls immer unter Mithilfe ehemaliger oder mit gerade zur Therapie anwesender „Kurgäste“. Davon profitierte auch die Arbeit mit den geistig behinderten Menschen – auch in diesem Bereich wurde viel saniert und erneuert, so dass sich die Lebensbedingungen unserer Heimbewohner dadurch sehr verbesserten.

Die Arbeit des „Kurhauses“ wurde in der DDR-Zeit durch Spenden und durch die Arbeitsleistungen der „Kurgäste“ – finanziert.  Für die Behindertenarbeit wurden Pflegesätze gezahlt. Diese Pflegesätze waren bis zum Ende der DDR-Zeit niemals kostendeckend. Auch in diesem Bereich waren wir auf Spenden und Hilfen unseres Freundeskreises angewiesen.

Mit den „Kurgästen“ haben wir Arbeitsleistungen in verschiedenen volkseigenen Betrieben erbracht: in einem Betonwerk, einem Sägewerk, in Landwirtschaftlichen Produktions-Genossenschaften (LPG´s), im Bezirkskrankenhaus Uchtspringe und anderen Betrieben. Ein Teil des Betrages, den wir für diese Arbeitseinsätze bekamen, erhielten die „Kurgäste“ und ein Teil wurde für die Kosten des Aufenthaltes hier verwendet.

Nach der Wende erhielt der Wilhelmshof wieder den Status eines Vereins. Im November 1990 fand die Gründung des „Diakoniewerkes Wilhelmshof e.V.“  statt. Vereinsvorsitzender wurde Gerhard Miesterfeldt – ein ehemaliger Mitarbeiter – der damals das Amt des Sozialdezernenten des Landkreises Stendal begleitete.

Für die Arbeit mit den geistig und mehrfach behinderten Menschen konnten wir in den Jahren 1993 bis 1994 zwei neue Häuser bauen. Diese wurden durch Landesmittel (Fördermittel), Eigenmittel und Eigenleistungen finanziert. Das Stammhaus des Wilhelmshofes (Haus Eiche) konnte einige Jahre später mit einer Zuwendung durch die „Aktion Mensch“ und Eigenmittel umgebaut und saniert werden. In diesen drei Gebäuden wohnen 60 Frauen und Männer. In einem der Gebäude befindet sich eine Förderwerkstatt.

Aus dem „Kurhaus“ wurde 1991 die „Fachklinik für Suchtkranke“.  Das 1977 erbaute Kurhaus erhielt in den Jahren 1998 – 1999 einen größeren  Anbau mit einer Cafeteria.

Im Jahre 1999 wurde die Fachklinik aus verschiedenen Gründen wieder geschlossen. Gleichzeitig wurde die Therapeutische Gemeinschaft „Kurhaus Wilhelmshof“  gegründet. Dort werden Menschen aufgenommen, die in der Regel ein Alkoholproblem und oft schon viele Therapien absolviert haben. Viele unserer jetzigen „Kurgäste“ sind aus allen sozialen Beziehungen herausgelöst. Für einen großen Teil erhalten wir einen Pflegesatz.  Aber wir nehmen auch hilfesuchende Menschen (Alkoholkranke) auf, die aus welchen Gründen auch immer,  keinen Kostenträger finden. Den Aufenthalt für diese „Kurgäste“ finanzieren wir teilweise durch Spenden unseres Freundeskreises.

Der Anbau an das Kurhaus dient uns heute als Seminar- und Gästehaus. Es handelt sich dabei vorwiegend um Seminare und Freizeiten für den Bereich der Suchtkrankenarbeit und um verschiedene Gruppen aus Kirchengemeinden und Freikirchen.

Es kommen das ganze Jahr über auch ehemalige „Kurgäste“ zu uns für ein paar Tage oder einen längeren Urlaub. Außerdem findet in jedem Jahr ein „Wiedersehensfest“ für die ehemaligen „Kurgäste“ statt, die dann meist für mehrere Tage hier einkehren. Im Bereich der Behindertenarbeit ist das „Gartenfest“ das große Ereignis, an dem Verwandte, Betreuer und Freunde des Wilhelmshofes teilnehmen.

„Das Wesen der Geschichte ist der Wandel.“

– Jacob Burckhardt –